Ist Kinderbetreuung im Oberharz nach der Schule nur Luxus?

Die Situation: Der Schulkinderhort Klepperberg e.V. musste zum 01.04.2023 die Anzahl der Betreuungsplätze von einstmals 40 auf 20 reduzieren, da keine Fachkräfte für frei gewordene Stellen gefunden wurden. Während in Goslar die meisten Grundschulen inzwischen Ganztagsbeschulung anbieten, gibt es das in der Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld (BUC) noch nicht. Die Verpflichtung, ab 2026 ein Ganztagsschulangebot vorzuhalten, wird den Fachkräftemangel (bundesweit wie in der Region) noch verschärfen. Hierzu gab es schon eine Anfrage in der Ratssitzung vom 27.04.2023 (siehe hier).

Wer also jetzt glaubt, noch warten zu können, wird unter Umständen später kein Personal mehr finden. Oder er wird dieses teuer einkaufen müssen, wie es bei Kinderärzten war, die trotzdem nicht ausreichend vorhanden sind: Wer versäumt, für Fachkräfte in der eigenen Region ausreichend attraktiv zu sein und sie zu fördern, findet nur schwer welche, die dann hierherkommen wollen. Ganztagsschulen werden übrigens schon heute – nicht erst ab 2026 – vom Land finanziert.

Daher liegt auf der Hand, dass umgehend zu prüfen ist, ob ein möglichst schneller Start eines Ganztagsschulangebots in der BUC für Stadt und Eltern kostenneutral möglich ist. Eine Ganztagsschule bietet dabei nicht so lange Betreuungszeiten an wie ein Hort: an drei Tagen wird die Betreuung bis 15:30 Uhr sichergestellt. Das Kultusministerium bietet an, die standardisiert berechneten Lehrerstunden, die zusätzlich für die Ganztagsschule erforderlich wären, in ein Mittelbudget für den Einsatz außerschulischer Fachkräfte einzusetzen. So kann die Ganztagsbetreuung durch pädagogische Fachkräfte in Kombination mit pädagogischen Mitarbeiter:innen sowie z.B. Betreuer:innen aus Vereinen (Sport etc.) gewährleistet werden. Das heißt wiederum, dass die zusätzliche Betreuungszeit nicht von den jetzigen Lehrern geleistet werden muss, sondern an einen freien Träger vergeben werden kann, der dann selbst die Verantwortung hat, mit dem zur Verfügung stehenden Budget ausreichendes und geeignetes Personal zu finden und vorzuhalten.

Was nun zu besprechen bleibt sind sogenannte Randbetreuungszeiten: Viele Eltern holen auch heute ihre Kinder regelmäßig schon ca. 15:30 Uhr ab, einige Berufstätige und besonders Alleinerziehende sind aber auf eine Betreuung ihrer Kinder bis 17:00 Uhr angewiesen. Und das teilweise auch 5 Tage pro Woche. Hier ist der betreuende Träger weiterhin auf finanzielle Beteiligung der Eltern angewiesen und ergänzend möglicherweise auf Unterstützung durch die Kommune. Letzteres ist in der BUC zuletzt ohnehin mit knapp 50.000 € pro Jahr erfolgt. Allerdings sind derartige, freiwillige Leistungen für die Kommune durch die Verschuldung nur in engen Grenzen möglich. Es bleibt zu hoffen, dass sich nun alle Beteiligten und potentielle Unterstützer zusammenfinden, um auch rechtzeitig die Anträge zum Betrieb einer Ganztagsschule zu stellen – Stichtag für so einen Antrag ist schon vor Jahresende für das kommende Schuljahr!

(CRE)

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